BEITRÄGE AUS "PANDAS OPERNWELT" » BELCANTO

Belcanto (auch Bel Canto oderBel canto geschrieben) heißt aus dem Italienischem wörtlich übersetzt schöner Gesang, Schöngesang. Belcanto ist aber auch ein Fachbegriff oder Fachausdruck, der sich auf eine bestimmte formalistisch-virtuose Gesangsweise oder Gesangssprache, die eine bestimmte Gesangstechnik bedingt, bezieht. Der renommierte deutsche Gesangsexperte Jürgen Kesting definiert Belcanto als "...(Gesangs)stil der einer bestimmten Technik bedarf oder als Technik für einen Stil". Da es für den Begriff Belcanto aber keine wirklich exakte und allgemeingültige Definition gibt, wird das Wort Belcanto in unserer Zeit oft falsch oder missbräuchlich verwendet. So wird er fälschlicherweise auch auf Sänger angewendet, die zwar über eine "schöne Stimme" und eine gute Gesangstechnik verfügen, die aber weder in Werken der Belcantoepoche noch im Stil des Belcanto singen.

Merkmale und Formensprache des Belcanto
Der Belcanto in seinem ureigensten und engstem Sinne fordert eine vollkommene Tongebung (Emmission), perfektes Legato, die Beherrschung der Messa di voce (d.h.: das An-und Abschwellen eines Tones), Appogiaturen und Portamenti. Ein besonderes Merkmal des Belcanto stellen zudem Kolaraturen und Fiorituren dar, mit denen die melodische Linie verziert und ausgeschmückt wird.

Entwicklung des Belcanto
Als eigentlicher Beginn und gleichzeitig als die Hochblüte des verzierten Gesanges (ital. Canto fiorito) gilt die Zeit zwischen dem Ende des 17.Jahrhunderts und dem Anfang des 19.Jahrhunderts. Als Protoltyp oder Idealbild des Belcantisten (Belcantosängers) galten in dieser Epoche die Kastraten (ital. Erivati), deren durch zeitgenössische Aufzeichnungen überlieferten gesangstechnischen und stimmlichen Fähigkeiten und Kunstfertigkeiten bis in unsere Zeit legendär geblieben sind. Mit dem langsamen Verschwinden der Kastraten von den Opernbühnen ging auch eine Entwicklung der Oper zu neuen Opernstoffen und Kompositionsstilen einher. In jener Zeitperiode wurden die Improvisationsmöglichkeiten bzw. die Forderung des Publikums und der Komponisten nach Gestalten der Gesangslinie durch den Sänger(ebenfalls ein hervozuhebendes Merkmal des Belcanto der Barock-und Rokokoepoche) immer mehr zurückgedrängt, sodaß die Sänger sich immer näher an den Notentext des Komponisten zu halten hatten. Der doch etwas maniriert-artifizielle, virtuose Canto fiorito mußte immer mehr einem "natürlicheren" Gesangsstil weichen, ohne aber dass die technischen Anforderungen und Voraussetzungen für die Sänger aufgegeben wurden. Seine letzte Blüte erlebte der Belcantostil in den Jahren zwischen etwa 1810 und 1850 mit den großen Komponisten Rossini, Bellini und Donizetti. Stand Rossini noch stark in der Tradition des Canto fiorito, so haben Bellini und Donizetti einen mehr "romantischen" Belcanto vertreten, bei welchem die Verzierung der Gesangslinie nur mehr in Ansätzen zur Verwendung kam.

Bedeutende Belcanto-Komponisten:
18.Jahrhundert: Bononcini, Galluppi, Cimarosa, Scarlatti, Vivaldi, Händel, u.v.a.
19.Jahrhundert: Rossini, Bellini, Donizetti, Pacini, u.a.
Große Belcantisten:
Erivati (Kastraten): Farinelli, Giovanni Carestini, Gaetano Caffarelli
19. Jahrhundert: Giuditta Pasta, Isabella Colbran, Maria Malibran, Giovanni Battista Rubini, Mario
20.Jahrhundert: Luisa Tetrazzini, Alessandro Bonci, Nellie Melba, Tito Schipa, Maria Callas, Joan Sutherland, Marylin Horne, Alfredo Kraus, Cecilia Bartoli, Juan Diego Florez, u.v.a.

Text: Panda (Rainer L.) ; Anmerkung: dieser Artikel ist eine für das Forum übearbeitete Version, meines für Wikipedia.de als Erstautor verfassten Beitrags.