DIVERSE KÜNSTLERBIOGRAFIEN » Marc Chagall

Marc Chagall (1887-1985), französischer Maler und Graphiker russischer Abstammung, der zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts gehört.

Er wurde am 7. Juli 1887 in Witebsk (Weißrussland) geboren. Seine jüdische Herkunft und die dörfliche Atmosphäre seiner Kindheit sollten sein späteres Werk stark beeinflussen. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er zunächst an der Akademie von Sankt Petersburg und von 1910 bis 1914 in Paris, wo er mit den wichtigsten Strömungen der zeitgenössischen Kunst in Kontakt geriet. Zwischen 1915 und 1917 lebte er in Sankt Petersburg und wurde nach der Oktoberrevolution zum Kunstkommissar für den Bezirk von Witebsk ernannt. Von 1919 bis 1922 hielt er sich in Moskau auf, wo er als künstlerischer Leiter des Jüdischen Staatstheaters eine Reihe von Wandbildern für das Theaterfoyer und Bühnenbilder entwarf. In dieser Zeit entstand u. a. sein berühmtes Gemälde Der grüne Violinspieler (1918, heute Solomon R. Guggenheim Museum, New York). 1923 ging er zurück nach Frankreich, wo er, unterbrochen durch verschiedene Reisen in Europa und im Nahen Osten und einem längeren Aufenthalt in den Vereinigten Staaten auf Einladung des New Yorker Museum of Modern Art (1941-1948) bis zu seinem Tod lebte. Er starb am 28. März 1985 in Saint-Paul-de Vence in Südfrankreich.

Die Farb- und Formgebung seines Frühwerkes war stark vom russischen Expressionismus beeinflusst. Später übernahm er zeitweise Anregungen vom französischen Kubismus, entwickelte jedoch bald einen eigenen, unverwechselbar poetischen Stil, den er immer wieder subtil variierte, ohne dass er sich auf eine bestimmte Richtung festlegen ließe. Typisch für seine Arbeiten sind lebhafte Erinnerungen an russisch-jüdische Dorfszenen, wie in Ich und das Dorf (1911, Museum of Modern Art, New York) oder Über Witebsk (1922, Kunsthaus, Zürich). Er verarbeitete immer wieder persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, wie in den Arbeiten der druckgraphischen Serie Mein Leben (1922), ursprünglich von dem Berliner Verleger Paul Cassirer bestellt, jedoch erst später veröffentlicht. Ein weiterer wichtiger Themenbereich umfasst Aspekte des jüdischen Lebens; beispielhaft dafür ist das Gemälde Betender Jude (1914, Art Institute of Chicago). In diesen Bildern verbinden sich Erinnerungen mit Volkskunst zu phantasievollen Traumvisionen, durch die er besonders die Künstler des Surrealismus beeinflusste. Eine Folge von Radierungen, Illustrationen zum Alten Testament, die zwischen 1925 und 1939 entstanden, behandelt biblische Themen, ebenso wie die Entwürfe zu zwölf farbenfrohen Glasfenstern der Hadassa-Universitätsklinik in Jerusalem aus dem Jahr 1962. 1973 wurde das Musée National Message Biblique Marc Chagall in Nizza eröffnet, wo ein großer Teil seiner biblischen Werke untergebracht ist. Neben seinen Buchillustrationen (u. a. Tausendundeine Nacht, 1948, oder Daphnis und Chloe, 1954-1960) schuf er Decken- und Wandbilder für die Pariser Oper (1964) und Metropolitan Opera in New York (1966).